Geisenhausener Kickbox-Quartett zeigt sensationelle Leistung bei der Europameisterschaft

Vier Teilnehmer, viermal Edelmettal – mit einer derart reichen Ausbeute hätte im Vorfeld wohl niemand gerechnet.

Neben Nationalmannschafts-Routinier Lisa-Maria Schandl (15 Jahre)  stellten die Europameisterschaften in Polen für Celina Brecht (10 Jahre), Marie Oßner (13 Jahre) und Pauline Schlau (14 Jahre) obendrein das Bundeskader-Debut dar. Selbstverständlich wussten die KSV Trainer Rudi Brunnbauer, Alex Gleixner und Katharina Flieser um das Talent ihrer Schützlinge, doch die Konkurrenz ist groß auf dem internationalen Parkett der WAKO. Die World Association of Kickboxing Organizations begrüßte 1681 Starter aus 35 Nationen auf dem Turnier. Umso größer war die Freude über die Silbermedaillen von Marie Oßner, Celina Brecht und Lisa-Maria Schandl, sowie den dritten Rang, den sich Pauline Schlau erkämpfte.

Den freudestrahlenden Gesichtern bei der Siegerehrung gingen jedoch viele Wochen schweißtreibender Turniervorbereitung voran. Und das Konzept ging auf: Zur Abfahrt nach Polen am 15. September waren die vier Kämpferinnen mental und körperlich in Spitzenform und brannten darauf, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Als dann am Dienstag die Kämpfe begannen und es ernst wurde, zeigte die deutsche Mannschaft, was es heißt, ein Team zu sein. Man feuerte sich gegenseitig an und schrie seine Teamkameraden förmlich in die nächste Runde. Getragen von diesem Ansporn kämpfte Celina so entschlossen wie noch nie. Strotzend vor Siegeswillen fegte sie die internationale Konkurrenz von der Matte, bis ihr im Finale eine alte Bekannte gegenüberstand. Nele Glase aus Deutschland hatte sich im anderen Pool ebenfalls bis zur Spitze durchkämpfen können. Es entwickelte sich ein spannender Kampf, in dem beide bedacht waren, sich keine Fehler zu erlauben. Unentschieden  nach Ablauf der regulären Kampfzeit. Verlängerung. Und dann der Siegtreffer für Nele Glase, was den zweiten Platz für das Geisenhausener Jungtalent bedeutete.

Der Turnierauftakt für Pauline Schlau war ein Kampf gegen Oliwia Lozniewska, eine Lokalmatadorin aus Polen. Pauline wusste, ihre schnellen Fausttechniken einzusetzen und kontrollierte gekonnt die Kampfdistanz. So konnte Lozniewska ihren Heimvorteil aber nicht nutzen  und musste sich deutlich geschlagen geben. Im Halbfinale sah sich Schlau niemand geringerem, als der mehrfachen Welt- und Europameisterin Dorina Szabo gegenüber. Die beiden lieferten sich einen hochklassigen Kampf, jedoch setzte sich die erfahrene Ungarin am Ende mit 8:4 durch, womit die Bronze Medaille nach Deutschland ging.

Eine Polin stand auch Lisa-Maria Schandl im ersten Kampf gegenüber. Das junge KSV-Talent legte einen Raketenstart hin und beendete den Kampf nach technischer Überlegenheit vorzeitig. Gepackt von Euphorie und Siegesstimmung knüpfte sie an den folgenden Wettkampftagen nahtlos an ihre Leistung an und ließ ihren Kontrahentinnen nicht den Hauch einer Chance. Erst im Halbfinale wurde es eng gegen Tirill Bjornestad Naess aus Norwegen.  Das Kopf an Kopf Rennen zog sich bis über die Verlängerung hinaus in den Sudden Death, in dem ein Treffer den Kampf beendet. Schandl zeigte die stärkeren Nerven und zog mit einem Fußtreffer zum Kopf in das Finale ein. Um den Titel kämpfte sie, wie schon so oft, mit Carmela Abbate, der amtierenden Weltmeisterin. Ein spannender Kampf entwickelte sich über die gesamte Kampfdistanz, der Sieg ging am Ende dann knapp an Italienerin. Abbate wurde später als beste Technikerin des Turniers ausgezeichnet. Für diesen Preis war auch Schandl in der engeren Auswahl.

Einen weiteren hervorragenden zweiten Platz sicherte sich Marie Oßner. An ihren blitzschnellen Reaktionen und überraschenden Angriffen bissen sich mehrere Gegner die Zähne aus. Gegen Titelanwärterin Dorina Lencses wurde es dann jedoch eng. Marie ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und kämpfte abgebrüht und bot der vermeintlichen Favoritin von Anfang an Paroli. Nach der Verlängerung hatte Oßner schließlich einen Zähler mehr auf dem Punktekonto und somit den Einzug ins Finale geschafft. Dort erwartete sie eine weitere Erfolgskämpferin aus Ungarn. Diese spielte ihre Routine geschickt gegen die Deutsche aus, womit Gold nach Ungarn ging.

Überglücklich fielen die vier Youngsters nach der Rückkehr in die Arme ihrer stolzen Anhängerschaft und Verwandtschaft, die sei bereits am Parkplatz erwarteten. Für die nächsten Wochen wird das Trainingspensum etwas gesenkt werden, jedoch gilt es, am 12. Oktober wieder, das Turnier um den Deutschlandpokal zu bestreiten. Und bereits nächste Woche erwartet den KSV ein ganz besonderes Ereignis. Anlässlich des 30-jährigen Vereinsjubiläums wird in Geisenhausen ein Ländervergleichskampf Bayern gegen Österreich ausgetragen, bei dem neben den EM Teilnehmerinnen auch noch Katharina Flieser, Johanna Brunnbauer und Ralf Kubanek für das bayerische Team antreten. Karten gibt es im Vorverkauf in der Lottoannahmestelle der Raiffeisenbank Geisenhausen, sowie bei Edeka Schlichter in Gerzen.